Finanzierung von Elektromobilität
Mit der Entwicklung neuer Batterietechnologien ist es gelungen
E-Mobilität zukunftsfähig zu machen. Lithium Ionen Akkus haben eine
Energiedichte die es uns ermöglicht mit Elektroautos auch mehrere
Hundert Kilometer weit zu fahren. Der Durchbruch ins elektromobile
Zeitalter scheint nun möglich zu sein. Alle Automobil- Hersteller haben
sich dafür ausgesprochen, dass das Auto in Zukunft elektrisch fährt.
Die Bundesregierung möchte, dass bis 2020 ca. 1 Million Elektro-
Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Hierzu zählen auch
Hybridfahrzeuge, die neben dem Verbrennungsmotor einen Elektromotor zur
Antriebsunterstützung verwenden. Hybridfahrzeuge lassen sich mit
erheblich minimierten Verbrauchswerten betreiben ohne Einbußen in der
Reichweite oder den Fahrkomfort zu haben. Doch bis E-Mobilität im
Straßenverkehr merklich Einzug gefunden hat, werden noch viele Jahre
vergehen.
Obwohl das Interesse an Elektrofahrzeugen enorm ist, wird es in
absehbarer Zeit nicht möglich sein diese auch kostengünstig und in
großer Stückzahl zur Verfügung zu stellen. Denn nur hohe
Produktionszahlen machen Elektrofahrzeuge auch wirtschaftlich rentabel. Diese können aber nur erreicht werden, wenn Elektrofahrzeuge auch preislich interessant sind.
Mit Hilfe eines nachrüstbaren Hybridantriebes ließe sich
kurzfristig diese Lücke schließen und eine günstigere emissionsärmere Alternative zur Verfügung stellen.
Mitverantwortlich für den jetzigen, hohen Anschaffungspreis und die
schleppende Einführung dieser neuer Technologien sind im Wesentlichen
die hohen Batteriekosten. Mit 10000 Euro und mehr schlägt allein der
Batteriesatz in einem E-Fahrzeug zu Buche.
Hier gilt es gemeinsam neue Konzepte zu entwickeln, um Interessenten beim Kauf eines E-Fahrzeugs zu unterstützen.
Leider hat
die Bundesregierung mit der Zusage einer staatlicher Unterstützung,
wie sie heute schon z.B. in Frankreich und anderen Nachbarländern praktiziert wird, zulange gezögert Dort erhält der
Käufer eines E- oder Hybridfahrzeugs bereits seit einigen Jahren bis zu 7000 Euro Zuschuss. Die jetzige Situation läßt viele Interessierte weiterhin
zögern und vom Kauf eines E-Fahrzeugs bis auf weiteres aus Kostengründen absehen.
Ein weiterer Lösungsansatz für dieses Problem wäre, wenn die Batterien des Elektroautos in Besitz
des Energieversorgungsunternehmens wären. Diese könnten dann, über die
gesamte Lebensdauer der Batterie, von dem Fahrzeugbesitzer durch den
Stromverbrauch refinanziert werden.
Der Batterienutzer (Elektroautofahrer) könnte sich dann langfristig an seinen Stromlieferanten
binden und über einen festgelegten kWh-Preis und eine
Mindestabnahmemenge für eine garantierte, kontinuierliche
Kapitalrückführung sorgen. Eine ähnliche Entwicklung kennen wir bereits
aus der Telekommunikation. Handys haben bei der Markteinführung noch
sehr viel Geld gekostet. Heute bekommt man Sie für 1 Euro. Refinanziert
werden diese über eine vertraglich festgelegte Mindestlaufzeit zu einem
festgelegten Gesprächstarif.
Mobilität wird auch in Zukunft seinen Preis haben.
Wenn wir heute an der Zapfsäule tanken, vergleichen wir genau die Preise
bevor wir uns für eine Tankstelle entscheiden, denn einmal
Volltanken tut mitunter sehr weh. Aber in Zukunft wird auch die kWh
Strom nicht mehr 20 Cent kosten sondern vielleicht sogar 1 Euro.
Bei einem angenommenen Verbrauch von 20 kWh pro Hundert Kilometer wird E-Mobilität sicher nicht kostengünstiger werden als der Kraftstoff, den wir heute für unsere Verbrennungsfahrzeuge bezahlen.
Die Tankstellen der Zukunft aber werden die
Energieversorgungsunternehmen sein. Diese könnten durch ein solches
Batteriefinanzierungsmodell Kunden langfristig an sich binden und
Gewinne generieren.
Die Batterie ist im Grunde genommen die Verpackung für den Strom.
Der Kunde will Strom kaufen. Die Kosten für den Strom sind dabei noch
relativ moderat. Die Verpackung jedoch, ist unverhältnismäßig hoch und
wird zurzeit allein Ihm in Rechnung gestellt. Hätte zu Beginn des
Automobilen Zeitalters der Tank für den Kraftstoff allein schon Kosten
in vergleichbarer Höhe verursacht, hätte sich das Auto so wie wir es
kennen vielleicht nie durchgesetzt.
Das vorgeschlagene Konzept kommt hier dem Käufer eines Elektro-
oder Hybridfahrzeugs entgegen, indem es die Anschaffungskosten minimiert
und über die Nutzung des Fahrzeugs über längere Zeit verteilt. Aber
auch die Energieversorger profitieren von dieser Lösung.
Durch den raschen Ausbau der regenerativen Energiequellen Wind und Sonne
ist in Zukunft mit erhöhten Schwierigkeiten bei der Abnahme der Energie
während Starkwindphasen mangels vorhandener Pufferspeicher zu rechnen.
Mehrmals viel der an der Börse gehandelte Strom in der letzten Zeit in
einen Minusbereich, d.h. durch den massiv vorhandenen Stromüberschuss
und der Tatsache das sich die Großkraftwerke nicht kurzfristig
runterfahren lassen wurden Stromabnehmer für die Abnahme von Energie
vergütet. Über die Nutzung der in E-Fahrzeugen vorhandenen
Energiespeicher könnten die Energieversorgungsunternehmen in Zukunft
solche Hochenergiephasen besser ausnutzen, um auch hier Gewinne zu
erzielen. (Smart Grid). Wenn die E-Fahrzeug Batterie dem EVU
gehören würde, ließe sich ein solcher Überschuß wirtschaftlich besser verwerten.
Ein weiterer Gewinner in dieser Konstellation wäre der
Automobilhersteller. Er könnte dem Kunden ein preislich interessantes
Produkt anbieten und somit rasch die notwendigen hohen Produktionszahlen
erreichen. Dies sorgt wiederum für geringere Produktionskosten bei dem
Batteriehersteller und eine weiterhin gesicherte Abnahme in hoher
Stückzahl zu festen, kalkulierbaren Lieferbedingungen.
Letztendlich kommt es zu einer Win-Win Situation bei der alle, auch die Umwelt, davon profitieren können.
Solche Konzepte sind sicher nur eine Möglichkeit, Elektromobilität in den nächsten Jahren
erfolgversprechend voran zu bringen und den technologischen Rückstand
gegenüber Asien zu kompensieren. Jedoch ohne eine nachhaltige politische Unterstützung werden sich diese nicht umsetzen lassen .
Über eines sollte man sich jedoch im Klaren sein. Emobilität ist nur
sinnvoll, wenn der Strom auch aus regenerativen Quellen kommt. Konzepte
die die Einführung von Hybrid –und Elektrofahrzeugen mit der notwendigen
Kopplung an regenerative Energiequellen zwingend begleiten, fehlen bei
den Automobilherstellern jedoch fast völlig. So ist zu befürchten, dass dadurch das
elektroautomobile Zeitalter letztendlich doch auf Kosten der Umwelt gehen wird.
Der Sportservice Lorinser GmbH entwickelte einen nachrüstbaren Radmotor der in kleine Stadtfahrzeuge, wie den Smart
fortwo, den Renault Clio, den Fiat 500, VW Polo und vielen anderen
nachträglich eingebaut werden konnte, um so die CO2 Emissionen und den
Kraftstoffverbrauch erheblich zu reduzieren.
Mit dieser Entwicklung sollte die vorhandene Lücke geschlossen werden und Elektromoibilität kurzfristig vielen
Interessierten zur Verfügung gestellt werden.
Im November 2010 hat der Prototyp Easybrid die Funktionalität und Machbarkeit des Systems unter Beweis gestellt.
Das Projekt wurde jedoch kurz danach, trotz großer Nachfrage, von der Geschäftleitung eingestellt. Alle Patente wurden später aufgegeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Martin Oberdörfer-Schmidt www.e-car-tech.de